Unsere Position

der Initiative STOPP SEXKAUF für eine neue, bundesweite Prostitutionsgesetzgebung
nach dem Vorbild des NORDISCHEN MODELLS,
die die Absicherung der Menschenrechte und die soziale und ökonomische Sicherheit
aller Frauen in den Mittelpunkt stellt.

Prostitution ist ein System, das Menschen das Recht einräumt, über den Körper anderer Menschen gegen Bezahlung zu verfügen.

Diese Möglichkeit zum Sexkauf befeuert Frauenhandel in einem nie da gewesenen Ausmaß und schafft einen Markt, auf dem die Profitierenden des Systems immer mehr Macht und immer höhere Gewinne erzielen, während Sexkauf für viele Frauen Zwang, Gewalt und Erniedrigung bedeutet und mit schweren körperlichen und seelischen Verletzungen verbunden ist. Im System Prostitution wird das Gegenteil von Gleichberechtigung praktiziert und gefördert, denn es handelt sich dabei nicht nur um ein hochgradig vergeschlechtlichtes Phänomen – rund 95% der Prostituierten sind weiblich – sondern Prostitution ist auch eine der ältesten Formen sexueller Ausbeutung von Mädchen und Frauen.

Viele Frauen prostituieren sich, um überleben zu können. In Österreich sind ca. 90% der Prostituierten Migrantinnen und Flüchtlinge. Viele von ihnen sind einer mehrfachen Diskriminierung ausgesetzt – als Frau, als Ausländerin und Angehörige einer Minderheitengruppe. Insbesondere Asylsuchenden bietet der österreichische Staat kaum Möglichkeiten ein Einkommen zu erwerben. Da eine Anstellung per Gesetz mit wenigen Ausnahmen, wie Ernte- und Saisonarbeit, verboten ist, bleibt vielen nur die Selbstständigkeit. Prostitution, die seit 2012 zum Berufsfeld der „neuen Selbstständigen“ zählt, ist für viele marginalisierte Frauen der einzige Weg, Geld zu verdienen.

Prostitution als freiwillig gewählten Beruf oder als Dienstleistung zu bezeichnen, normalisiert das Bild der Frau als „Objekt“, zementiert geschlechterhierarchische Einstellungen und läuft somit sämtlichen Anti-Diskriminierungsbemühungen zuwider.

Sexkauf degradiert Sexualität zur Ware und suggeriert, dass Frauen – und zwar alle Frauen – permanent sexuell verfügbar zu sein haben.

In Schweden, Norwegen, Island, Irland, Kanada, Israel und Frankreich wurde das NORDISCHE MODELL umgesetzt und damit Sexkauf verboten. Dieses Verbot bedeutet, dass nur die Prostituierer, nicht aber die Frauen bestraft werden. Dort dürfen junge Menschen mit der Selbstverständlichkeit aufwachsen, dass Frauen keine Objekte sind und Sexualität keine Ware ist.

Im krassen Gegensatz dazu floriert der Markt für Sexkauf in Österreich. Die Folge: Österreich ist Transit und Zielland für Frauenhandel geworden. Während die Prostituierten hier ihren Unterhalt oftmals unter inakzeptablen Bedingungen erwirtschaften müssen, erfahren die Profitierenden der Vermarktung von Frauen und Mädchen einen gesellschaftlichen Aufstieg als UnternehmerInnen und ManagerInnen.

In Österreich obliegt die gesetzliche Regelung von Prostitution den einzelnen Bundesländern. Daraus resultieren unterschiedliche Vorschriften, jedoch alle mit dem Ziel, die Prostitution von der Straße in die Bordelle zu verlagern und bei Zuwiderhandeln in erster Linie die Frauen zu bestrafen.

Kritik an dieser heuchlerischen, männerzentrierten Politik wird ebenso ignoriert wie die Tatsache, dass Prostituierte einem hohen Gewaltrisiko ausgesetzt sind. Sie werden misshandelt, bedroht, vergewaltigt. Durch die Bezahlung hat die Frau oftmals die Selbstbestimmung aufzugeben. Viele leiden unter posttraumatischen Belastungsstörungen, an psychischer Dissoziation und greifen zu Drogen und Alkohol, um diese Verletzung ihrer Integrität zu ertragen.

Es darf nicht sein, dass Frauen mit ihrem Körper den Preis fur fehlende (Verteilungs-) Gerechtigkeit bezahlen müssen und gezwungen sind, ein Leben in fortgesetzter Ausbeutung und Gewalt zu führen! Solange wir als Gesellschaft tolerieren, dass man gegen Bezahlung über den Körper anderer verfügen darf, solange wird es keine Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern geben. Daher bedarf es eines Perspektivenwechsels – weg von der Liberalisierung und Regulierung der Prostitution hin zur Bekämpfung der Nachfrage.

Nicht die Prostituierten, sondern die Sexkäufer, die Zuhälter und Bordellbetreiber mussen ins Visier der Gesetze genommen werden!

Daher fordern wir die Bundesregierung, die Landeshauptleute und die Abgeordneten aller im Parlament vertretenen Parteien dazu auf, ein bundeseinheitliches Sexkaufverbot, nach dem Vorbild des NORDISCHEN MODELLS auf den Weg zu bringen.

Dieses Gesetz stellt nicht die Prostituierten unter Strafe, sondern jene, die das sexistische System Prostitution aufrechterhalten – die Sexkäufer. Dieses Sexkaufverbot hinterfragt das „männliche Recht“ auf sexuelle Befriedigung zu Lasten von (prekarisierten) Frauen und soll die Nachfrage nach Prostitution und somit auch den Menschenhandel eindämmen.

Damit verbunden, fordern wir:

Ω umfassende sozial-, gesundheits- und berufspolitische Unterstützungsmaßnahmen, wie etwa Ausstiegshilfen für Prostituierte in Form von beruflichen Schulungen und Bildungsangeboten, wie sie auch im Nordischen Modell vorgesehen sind. Damit sollen den Frauen alternative Verdienstmöglichkeiten außerhalb der Prostitution eröffnet werden.

Ω Bildungsprogramme an Schulen, welche Geschlechtergleichstellung und ein positives, respektvolles Bild von Sexualität zum Inhalt haben.

Ω Ein bundesweites Werbeverbot für Prostitution und Prostitutionslokale.

Ω Verbesserte Aufenthalts- und Bleiberechte für Opfer von Menschenhandel und migrierte Prostituierte, die „aussteigen“ möchten.

Ω Schulung von Polizei, Sozialdiensten und Behörden zur Umsetzung des gesetzlichen „Sexkaufverbots“.

Ω Die Bereitstellung ausreichender finanzieller Mittel, um die notwendigen Begleitmaßnahmen eines Sexkaufverbots zu ermöglichen und langfristig abzusichern.