Die wenigsten Menschen wissen von den menschenunwürdigen Bedingungen, denen Frauen in der Prostitution ausgesetzt sind. Bei einer Veranstaltung der oberösterreichischen Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel“ wurde u.a. genau darüber diskutiert.

Frische Mädels eingetroffen/ Neu: Schokobraune Exotin/ Neue Mädels von zart bis hart/ Ostblock-Schlampen – die Sprache im Sexgeschäft „spricht Bände“, bemerkte die Oberösterreicherin und Initiatorin der Plattform „Aktiv gegen Menschenhandel“ Maria Schlackl, als sie Ende Oktober eine Diskussion mit dem Titel „Über-Macht und Würde“ eröffnete. Bei der Veranstaltung standen folgende Fragen im Mittelpunkt:  Welchen Stellenwert haben Würde und Macht im System Prostitution? Welche Rolle spielen die Sexkäufer? Wer sind jene sogenannten ‚Freier’, die einen Frauenhandel von unglaublichem Ausmaß ankurbeln?

Am Podium diskutierten Anita Kienesberger, Mit-Initiatorin der Initiative Stopp Sexkauf und Autorin des Buches „Fucking Poor“, der Psychotherapeut und Männerforscher Erich Lehner, der Theologe Arnold Mettnitzer sowie zwei Vertreter der Landespolizeidirektion Oberösterreich. Die Feministin Anita Kienesberger hinterfragte gleich zu Beginn den verharmlosenden Begriff „Sexarbeit“, der aus ihrer Sicht keine adäquate Beschreibung der Realität, sondern ein „Zugeständnis eines an die neoliberalen Gegebenheiten angepassten und entpolitisierten Diskurses“ sei. Die Tatsache, wonach das Geschäft mit der Ware Sex bzw. der Ware Frau Teil eines überbordenden Kapitalismus geworden ist, wo weder Platz für Menschenrechte noch Menschenwürde sei, werde „einfach verleugnet“, meinte Anita Kienesberger. Sie plädierte für das Nordische Modell des Sexkauf-Verbots, „denn dieses Gesetz, das den Kauf von Frauen und Frauenkörpern verbietet, geht davon aus, dass es in einer Gesellschaft, in der Männer und Frauen gleichgestellt sind, undenkbar ist, dass eine/r den/die andere/n benützen und kaufen kann“. Der Theologe Arnold Mettnitzer als auch der Männerforscher Erich Lehner waren sich darin einig, dass es auch für Männer Zeit sei, gegen das „Unrecht an den Frauen“ aufzustehen. Erich Lehner sieht ebenfalls im ‚Nordischen Modell’ des Sexkaufverbots die derzeit beste Lösung um die Nachfrage und somit den Menschenhandel einzudämmen. Lediglich die Polizei-Vertreter konnten wenig mit diesen Inhalten anfangen. Sie gingen von der Determinante aus, dass es Prostitution „immer geben“ würde und erst recht, umso größer die Armut sei. Mit ihrem Plädoyer für eine Legalisierung der ‚Sexarbeit’ waren sie an diesem Abend deutlich in der Minderheit.