Das Webinar mit der deutschen SPD-Bundestagsabgeordneten Leni Breymaier brachte uns eine außergewöhnliche Politikerin nahe: eine engagierte Kämpferin, direkt, mutig, empathisch und im Gegensatz zu vielen anderen Politiker_innen und Genoss_innen lässt sie sich noch vom Schicksal anderer Menschen berühren.
Leni Breymaier kommt ursprünglich aus der Gewerkschaft – sie war viele Jahre Landesvorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft VERDI von Baden-Württemberg. Sie engagiert sich u.a. bei Sisters in Stuttgart, einer Sozialeinrichtung die Frauen beim Ausstieg unterstützt. Leni Breymaier lehnt das Benützen der Frauen zum Zweck des Sexkaufs ab und ist eine Verfechterin des Nordischen Modells, dass die Entkriminalisierung der Frauen und deren Unterstützung beim Ausstieg in den Vordergrund stellt. Das deutsche Liberalisierungsmodell 2002 hält sie für komplett gescheitert. Aus ihrer Sicht haben sich die ursprünglichen Ziele des „Prostituiertenschutzgesetzes“ nicht erfüllt. Breymaier: „Die Frauen sind nicht sozialversichert, sie sind nicht krankenversichert, sie sind nicht unabhängig von ihren Zuhältern und sie sind nicht entstigmatisiert. Im Grunde genommen ist das ganze Liberalisierungsgesetz gefloppt.“ So wie auch die gewerkschaftliche Vertretung von SexarbeiterInnen: „Eine rumänische Prostituierte z.B. kann sich nicht gewerkschaftlich organisieren. Wenn sie heute in Stuttgart ist, morgen in Wien und im übernächsten Monat in Amsterdam – wie soll sie sich unter diesem Druck mit anderen zusammenschließen?“
Aufgrund ihres Engagements in Stuttgart bie „Sisters“ hat sie auch das nötige Wissen, was im Feld wirklich passiert, wo, so Breymaier, „der weibliche Körper kapitalistischen Grundsätzen unterliegt. Angebot und Nachfrage regeln den Preise. In Stuttgart zahlt man für das Benutzen einer Frau 30 Euro. Vom Berliner Straßenstrich hört man schon mal Preise von 10 Euro, oder ein Euro für die Minute. Das ist so irre!“